Eremitenzeit
28.12.2016
Ein großer gespannter Bogen zwischen dringenden Bedürfnissen….
Zwischen dem Bedürfnis nach Gemeinschaft und Zugehörigkeit, nach Gesprächen mit Gleichgesinnten, nach dem Leben mit den Menschen, nach Liebe. Und dem Bedürfnis nach stillen Zeiten im großen Alleinsein mit sich selbst. Um die Stimmen zu lauschen, die dann kommen. Und nur dann kommen.
Kaum jemand hat die Spannung dieses Bogens intensiver gelebt als der amerikanische Mönch Thomas Merton (1915-1968).
In einer Klostergemeinschaft lebend, international als Denker und Sprecher gefragt. Eine der spirituellen bedeutsamsten Menschen seiner Zeit, der weit über seine eigene Religionszugehörigkeit blickte. Der all das aber nur sein konnte, indem er auch in lange Phasen als Eremit in einer einsamen Hütte lebte. Und sich danach sehnte, diese Phasen immer länger werden zu lassen.
„Wie kann der Wind etwas sagen, wenn niemand zuhört? Es gibt noch ein tieferes Schweigen das Schweigen, in dem der Hörer zum Nichthörer wird. Wer ist dieser Nichthörer? Auf diese Frage gibt es keine Antwort auf der Ebene der Vernunft. Die einzige Antwort ist das Hören selbst. Das angemessene Klima für solches Hören ist die Einsamkeit.“ (aus „Thoughts in Solitude“)
Mit seiner Selbstbiografie „Der Berg des sieben Stufen“, die er bereits mit 33 Jahren schrieb, ist er berühmt geworden.
Eine gute Einführung in Mertons Gedanken gibt „Ein Tor zum Himmel ist überall“ mit einem Vorwort von Dalai Lama, in dem dieser unter anderem über Merton schreibt: „Sein Horizont was sehr, sehr breit. (…) Die Wirkung der Begegnung mit ihm wird anhalten bis zu meinem letzten Atemzug.“
In der Biographie „Thomas Merton: Der geerdete Visionär“ von Michael W. Higgins finden sich die Eckdaten seines Lebens, die seine spirituellen und persönlichen Botschaften noch etwas klarer machen.
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