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Was bringt es denn?

22.03.2017

Mutmachende Worte

Briefe an einen jungen Dichter

Du tust etwas, was dir wichtig ist. Du bringst etwas in Bewegung, regst etwas an, schickst Zeichen in die Welt und hast keine Ahnung, ob das alles irgendwo auf fruchtbaren Boden fällt und jemals zu etwas Greifbarem wird. Dann ist es umso wichtiger, sich an einige Geschichten zu erinnern….

Ein gänzlich unbekannter und erfolgloser Dichter wagte es, dem großen Lyriker Rainer Maria Rilke einen verzweifelten Brief zu schicken mit der Bitte um Rat für sein weiteres Schreiben. Und das Wunder geschah. Der berühmte Meister ließ sich von diesem Brief berühren und antwortete ihm. Es entstand ein Briefwechsel zwischen den beiden, von denen Rilkes Briefe erhalten sind. Wir können sie lesen in „Briefe an einen jungen Dichter“.

Rilke hat sich viel Zeit genommen für seine mutmachenden Worte und Ratschläge. Der junge Dichter zeigte sich dankbar, jedoch haben die Anregungen nicht dazu geführt, dass sein Dichterdasein sich vertiefte. Irgendwann gab er wohl eher den Traum auf; jedenfalls sind keine Werke von ihm erschienen.

Rilke hätte sich daraufhin fragen können, ob die ganze Anstrengung überhaupt einen Sinn gehabt hatte. Sein Ziel wurde ja nicht wirklich erreicht. Oberflächlich gesehen war die Bemühung wohl eher komplett gescheitert.

Aber aus der größeren Perspektive betrachtet waren wunderschöne, bewegende Briefe in die Welt geschickt worden, die noch heute vielen Menschen Mut machen, berühren und stärken.

Wir hätten sonst solche Sätze verpasst: „Lassen Sie Ihren Urteilen die eigene stille, ungestörte Entwicklung, die, wie jeder Fortschritt, tief aus innen kommen muß und durch nichts gedrängt oder beschleunigt werden kann. Alles ist austragen und dann gebären. Jeden Eindruck und jeden Keim eines Gefühls ganz in sich, im Dunkel, im Unsagbaren, Unbewußten, dem eigenen Verstande Unerreichbaren sich vollenden lassen und mit tiefer Demut und Geduld die Stunde der Niederkunft einer neuen Klarheit abwarten.“

Wir tun etwas, weil es uns wichtig ist. Wir sprechen Worte, die in die Welt wollen. Und wissen nicht, was es bringt. Und ob wir ein Ergebnis davon je sehen werden. Und dennoch müssen wir es tun. Und darauf vertrauen, dass unsere Worte, Gesten und Taten die richtigen Menschen erreichen und etwas bewegen. Auch wenn wir es vielleicht nie erfahren werden.

 

Kategorien: Berührung, Bücher, Glück, Heilsame Berührung , Inspirationen, Lebensfragen, Persönlichkeitsentwicklung

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Kommentare

maedlaine betanny-breetzke sagt:

23.03.2017 um 09:32 Uhr

Ein verinnerlichender Artikel in anthroposophischer Tradition. Die Ausdeutung zeigt in wohlgesetzten Worten, dass die Zeit der Reifung nicht beschleunigt oder verzögert werden kann, und das jedes Individuum ein Anrecht auf seine eigene, ihm gemäße Entwicklung hat.Jemand wie ich (oder auch andere LeserInnen) meines Alters -69 J.- also die Generation Literatur muss sich bei Rilke geistig zuhause fühlen. Gleichzeitig bedienen wir uns eines modernen Mediums und kommunizieren mit Lichtgeschwindigkeit.Wir dürfen außerdordentliche Menschen sein, weil wir über außerordentliche Möglichkeiten verfügen. Nie zuvor war diese Welt so komplex und so lebenswert. Es liegt an uns unsere Creativität in jeder Hinsicht weiter zu entwickeln.

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Vera Bartholomay sagt:

23.03.2017 um 09:57 Uhr

Ja, es sind spannende Zeiten mit ungeahnten Möglichkeiten. Da gilt es, vor lauter, lauter...nicht verloren zu gehen. Herzliche Grüße, Vera Bartholomay

Bettina Ramm sagt:

23.03.2017 um 08:21 Uhr

Liebe Frau Bartholomay, liegt das an der Zeit, die wir jetzt haben? Dieser Artikel trifft heute wieder voll ins Schwarze - genau mit diesen Zweifeln hadere ich. Wird das, was ich tue, auf fruchtbaren Boden fallen? Wird es etwas nützen, wird es etwas bringen? Das Problem ist ja, dass wir meist kein direktes Feedback auf unsere Aktionen bekommen (auch der junge Dichter wird ja von der Popularität seiner Briefe noch nicht viel mitbekommen haben). Manchmal ja, aber allermeistens eben nicht. Und ich habe festgestellt, dass viele Dinge einfach Geduld benötigen, tatsächlich reifen müssen, auch nachdem wir sie getan haben. Ein Blog braucht (meistens) lange, bis es bekannt wird und gut gefunden wird. Ein Shop braucht einige Zeit, bis eine gute Stammkundschaft aufgebaut wurde. So ist es in vielen Lebensbereichen. Und diese Geduld haben wir oft nicht mehr, aufgrund der vielen Möglichkeiten, die wir haben. Dann fangen wir lieber etwas Neues an, weil wir denken, dass das Getane nicht erfolgreich war. Vielleicht sollte das Wichtigste tatsächlich sein, dass es UNS wichtig ist, und nicht, ob es etwas (augenscheinlich) bringt. Danke für diesen Beitrag!

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Vera Bartholomay sagt:

23.03.2017 um 09:27 Uhr

Liebe Frau Ramm, es freut mich ja ganz besonders, dass Sie meine kleinen Anregungen lesen! Ja, es ist oft schwer, Geduld und Ausdauer zu haben. Und Sie haben vollkommen Recht, wahrscheinlich schaffen wir es nur, wenn es UNS wichtig ist und wir nicht ständig nach Erfolgsbeweisen schielen. Manchmal will auch etwas von sich aus entstehen und wir sind nur Ausführende. Künstler fragen sich ja auch nicht, ob es einen Sinn hat, heute gerade dieses Kunstwerk zu schaffen.... Ganz herzliche Grüße auch an Ihr so hilfreiches Team! Vera Bartholomay

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