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Mehr Chaos!

27.06.2017

Steinwüste

In meinem Wohnviertel beobachte ich seit langem eine seltsame Entwicklung. Die teilweise sehr bunten und lebendigen Vorgärten vor den kleinen Reihenhäuschen werden ausgegraben, entfernt und ersetzt durch eine Steinwüste. Mal einfach Beton, bei den Designbewussteren durch Dekorsteine und eine einzelne verlorene Pflanze oder ein Bäumchen. Ich kenne die meisten Besitzer. Sie sind jung und stark genug, einen kleinen Vorgarten pflegen zu können. Was ist also los?

Ein Garten bringt Unordnung. Die Pflanzen blühen nicht immer so wie geplant. Sie erreichen nicht die vorgesehene Größe. Mal werden sie nichts, mal wuchern sie und erschlagen die anderen. Sie brauchen Wasser und gelegentlich einen Schnitt. Die Schnecken kommen, das Unkraut breitet sich aus. Selten wird ein Garten so, wie wir es geplant hatten oder wie unsere Vorstellung war. Ein Garten ist eigensinnig und nur einige Faktoren lassen sich beeinflussen.

Warum ist aber das Unberechenbare, das gelegentliche Chaos, die Interaktion mit einer Natur zu einer Belastung geworden?

Wenn ich es auf unser Leben übertrage:

Wo ertrage ich nicht, dass etwas entsteht, was ich nicht so geplant hatte? In meinem Garten kommen ständig Pflanzen zum Vorschein, die ich niemals gepflanzt habe, die ich teilweise gar nicht kenne. Was ich immer wieder spannend finde, es sind lauter Geschenke vom meinem Garten an mich. So wie mein Leben auch immer Überraschungsgeschenke an mich hat (die nicht immer so ganz meinen Geschmack treffen…).

Was mache ich, wenn das, was ich ins Leben „gepflanzt“ habe, auf einmal viel zu viel Raum einnimmt, vielleicht andere Bereiche meines Lebens einschränkt?

Schaffe ich es, hier und dort etwas zu stutzen, eine sinnvolle Struktur hineinzubringen, ohne die Lebendigkeit zu töten?

Wo sollte ich mich vielleicht sogar darin üben, etwas Chaos zu ertragen?

Was nehme ich mir weg, wenn ich versuche, das Leben „im Griff“ zu haben?

Bin ich bereit, mit anderen Kräften in meinem Leben – mit anderen Menschen, mit der Natur, mit dem Schicksal – ins Gespräch zu gehen, um gemeinsam eine für alle gut lebbare Lösung zu finden?

 

Kategorien: Heilsame Berührung , Lebensfragen, Persönlichkeitsentwicklung | Schlagworte: Lebensfragen, Natur

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Kommentare

Carsten von http://www.energiefuehler.de sagt:

13.07.2017 um 09:59 Uhr

Tja, Vera, da sagst du was. Ich deute es mal so: wir ordnen uns ständig ein und unter. Das ist es, was uns vorgemacht wird. Hierarchien (als Ordnung) überall. Und dazu eine Komplexität, die wir kaum noch verstehen. Wir sind am Rand unserer Kapazität dessen, was auf uns an Informationen und Regeln einströmt. "lean" "detox" - Begriffe, die absurd sind und zeigen, wo die Sehnsucht ist. Und wenn ich das nicht bekommen kann, dann nehme ich eben die Regeln, die ich kenne (Macht und Hierarchie) und schaffe meine kleine Ordnung für mich. Dahinter stecken aber große Sehnsüchte nach Einfachheit, Klarheit, Eingebunden sein. Da diese Nüsse aber nicht so einfach zu knacken sind, wähle ich eben das Betonpflaster, den eingezäunten Bereich um mich und schaffe zum einen meine Ruhe und habe mal Macht über etwas. Plattmachen für etwas Ruhe und Kontrolle. Was für eine Illusion. Ordnung im Leben schaffen, dass geht nicht mit "harter Ansage" sondern nur so, dass ich mich meinen eigenen Fragen und Werten stelle und integriere statt abholze. Viele Grüße!

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Vera Bartholomay von http://VeraBartholomay sagt:

13.07.2017 um 13:57 Uhr

Recht hast du, lieber Carsten! Gruß, Vera

Sabine von http://vitalebalance.com sagt:

10.07.2017 um 11:37 Uhr

Hallo Vera, es ist ein eigentümliches Verhalten was wir Menschen an den Tag legen können. Wir pflegen einen Garten, in dem es auch tote Bäume und totes Holz für vielerlei Tiere, die uns sehr nützlich sind. Auch sie bereichern unseren Lebensraum. Das Chaos hält seine eigene Ordnung. Was die Erde gerade benötigt, bringt sie hervor. Im Jin Shin Jyutsu gibt es auch ein Energieschloss mit dem Namen CHAOS - es ist die Nummer 24 und in der Quersumme ergibt es die 6. Dieses Energieschloss heißt GLEICHGEWICHT und bringt alles wieder ins Lot. Herzlichen Dank für Deine Beobachtung und Mitteilung. Die Dinge müssen oft benannt werden, damit wir sie wieder ändern können. Ganz liebe Grüsse Sabine

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Vera Bartholomay von http://VeraBartholomay sagt:

11.07.2017 um 06:01 Uhr

Danke für diese interessanten Informationen! Herzlichst, Vera

Beate Loew sagt:

09.07.2017 um 10:54 Uhr

Hallo Vera, wir haben noch diesen Vorgarten mit Pflanzen und hinterm Haus einen ziemlich verwilderten Garten, der sich sehr interessant entwickelt hat! Noch nie war er so schön wie dieses Jahr. Alle, die kommen, bewundern ihn. Und ich genieße ihn und habe auch kaum Arbeit damit. In diesem Sinne, allen noch einen schönen Sommer mit vielen Überraschungen! Beate

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Vera Bartholomay von http://VeraBartholomay sagt:

10.07.2017 um 06:34 Uhr

So soll es sein! Gruß, Vera

Vera Bartholomay von http://VeraBartholomay sagt:

10.07.2017 um 06:34 Uhr

So soll es sein! Gruß, Vera

Petra Puppulin sagt:

07.07.2017 um 12:09 Uhr

Liebe Vera, dieser Artikel ist super!!! Auch in meiner Umgebung ist dies zu beobachten , sieht furchtbar aus und wirkt so steriel. Intressanterweise jammern diese Menschen dann ,das sie keine Vögel oder Insekten mehr in ihrem Garten sehen ohne zu Wissen, das sie es "selbst" waren der diesen Lebewesen die Nahrung und den Lebensraum entzogen hat. Unser "Biogarten" ist voller Wunder. Pflanzen aller Art wachsen hier querfeldein ,alles reguliert sich größtenteils selbst.Auch Pflanzen die wir nie gepflanzt haben und im Gartenfachhandel für teures Geld zu erwerben sind haben sich bei uns von selbst eingefunden. Liebe Grüße und bis bald Petra Puppulin

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Vera Bartholomay von http://VeraBartholomay sagt:

07.07.2017 um 14:33 Uhr

Liebe Petra, interessant ist auch zu schauen, genau welche Pflanzen ganz von allein kommen. Oft sind es welche mit einer Heilwirkung, die man gerade braucht.... Liebe Grüße, Vera

Brigitte von http://www.brigitte-schwarz.com sagt:

07.07.2017 um 11:46 Uhr

Liebe Vera, auch ich frage mich oft, warum sich Menschen Steine in den Weg und in den Vorgarten legen. Bestimmt ist es die Angst vor dem Wachstum und das Bedürfniss nach Ordnung. Wir leben in einer unberechenbaren , sehr unruhigen Zeit.Da ist es doch schön, wenn wenigstens der Garten Ruhe hält und seine Form nicht ständig verändert. Aber das ganze ist sehr trügerisch, denn, die Wildheit der Natur setzt sich auch in einem Steingarten, immer wieder aufs Neue durch.Das ist doch ein beruhigendes Gefühl. Und ein Letztes, das Chaos ist von dem lernbar, der die Ordnung kennt. Das eine hat nur eine wirkliche Qualität, wenn auch das Andere sein darf und bewußt gelebt wird. Euch Allen eine schöne, grüne Steinzeit.

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Vera Bartholomay von http://VeraBartholomay sagt:

07.07.2017 um 14:35 Uhr

Liebe Brigitte, danke für deine klugen Worte! "Chaos ist von dem lernbar, der die Ordnung kennt." - das gefällt mir.... Liebe Grüße, Vera

Anna-Elisabeth Biskup sagt:

07.07.2017 um 10:34 Uhr

...sehr gute und wichtige Beobachtung. Der "deutsche" Garten leidet von jeher an einem gewissen Ordnung- und Reinigungszwang durch den Besitz-Gärtner. Das ordentlich aufgeräumte Wohnzimmer wird in den Garten übertragen. Der Überraschungs- und Geschenkaspekt, der dem Garten innewohnt, wird so oft gar nicht wahrgenommen und gewürdigt durch die "Nutzer". Der Gipfel der Machtübernahme im Garten zeigt sich dann in der als "pflegeleicht" gepriesenen Steinwüste... Ich finde es ausgezeichnet, wie Sie, liebe Vera, diese Beobachtungen auf unsere Lebenshaltung übertragen. Ein großes Gebiet zum Nachdenken, Weiterdenken. Herzlichen Dank!

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Vera Bartholomay von http://VeraBartholomay sagt:

07.07.2017 um 14:37 Uhr

Danke für diese Reflexionen! Ja, vielleicht hat es auch etwas mit einer vermeintlichen "Machtübernahme" zu tun... Liebe Grüße, Vera

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