Als Medienagentin die passenden Menschen zusammenbringen - Herzensprojekte (11)
20.04.2019
Ein Gespräch mit Elke Brand - Inhaberin der Medienagenturen „Scripts for sale“ und „Scripts for soul“ in Hamburg.
Was ist der Schwerpunkt deiner beiden Medienagenturen?
Die Hauptarbeit bei „Scripts for sale“ besteht vor allem in der Vermittlung von Drehbüchern. Das heißt, ich bringe Autoren mit geeigneten Produzenten und Sendern zusammen. Gerade neu hinzugekommen ist auch die Vermittlung von Regisseuren, also den passenden Regisseur zu einzelnen Filmprojekten zu finden.
In der zweiten Agentur „Scripts for soul“ geht es um die Vermittlung von Büchern über Spiritualität und Lebensthemen (Body, Mind & Spirit). Das ist so ein bisschen mein Bonbon, weil es mich persönlich besonders interessiert.
Ich bin ein sehr vielseitiger Mensch und habe so viele Interessen und durchaus auch Talente, dass es mir immer schon schwergefallen ist, zu sagen, genau das und das will ich jetzt werden oder tun. Nach dem Abitur hatte ich auch eine Phase, in der ich gar nicht wusste, wohin es gehen kann, denn ich war gut sowohl in Französisch als auch in Chemie – also war die Spannweite groß. Ich habe immer sehr viel gelesen und habe mich für Literatur interessiert. Aber damals hieß es, damit könne man ja kein Geld verdienen. Mein Vater wollte am liebsten, dass ich eine Banklehre mache.
Ich würde gern den Bereich spirituelle Literatur und Bücher über Persönlichkeitsentwicklung mit „Scripts for soul“ stärker ausbauen, aber ich kann immer nur ganz oder gar nicht. So läuft dieser Bereich im Moment eher etwas mit und ich schaue einfach, was sich aus meinen recht guten Kontakten zu Verlagen ergibt. Ich finde Menschen, die sich mit spirituellen Themen beschäftigen, die sich weiter entwickeln und vielleicht auch neue Methoden entwickeln, einfach sehr spannend. Aber ich engagiere mich dabei nur für Bücher, für die ich mich wirklich begeistern kann.
Im Filmbereich arbeite ich genauso. Wenn ich etwas anbiete, hat es Hand und Fuß. Vorher habe ich mich inhaltlich sehr damit beschäftigt. Und wenn ich von etwas überzeugt bin, ist es einfach, auch andere davon zu überzeugen.
Du kommst aus einem klassischen Studium der Germanistik und Romanistik. Bist du dann gleich in die Agenturarbeit hinein oder hast du vorher etwas anderes gemacht?
Ich habe immer das genommen, was in mein Leben kam. Ich war erst eine Weile am Theater und wollte ursprünglich Theater-Dramaturgin werden. Dann hat eine Regisseurin mir erzählt, dass man in Frankfurt jemanden in der Filmproduktion und für die Arbeit mit Drehbüchern sucht. Das fand ich auch spannend, also habe ich mich dort beworben und die Stelle sofort bekommen. Aber ich dachte erst, ich mache das nur so lange, bis ich eine Stelle als Dramaturgin am Theater bekomme. Ich konnte bei meiner neuen Stelle Drehbücher lesen, mich inhaltlich einbringen und wurde auch in die Stoffentwicklung mit reingenommen. Da war ich dann auf einmal Film-Dramaturgin! Und das hat auch prima für mich gepasst, eigentlich noch viel besser. Das hat mir so gut gefallen, dass ich gleich für fünf Jahre da geblieben bin.
Der nächste Schritt wäre dann gewesen, Producer zu werden, aber dann hat man weitere Aufgaben, die teilweise sehr aufreibend sind. Man muss in die Finanzierung und das Casting mit hinein und auch viele andere Dinge mit abdecken. Und das wollte ich dann nicht. Ich habe gesehen, wie die Leute damit teilweise wirklich auf dem Zahnfleisch gehen.
Dann kam ein Umzug mit meinem späteren Mann nach Hamburg, wo ich mich erst neu sortiert habe. Ich wollte erst freier und auch kreativer arbeiten. Ich habe erst mal viele Kontakte geknüpft und war Lektorin, Dramaturgin und habe Stoffe beurteilt für den NDR und die Filmförderung, und habe auch eine Serie mit betreut.
Würdest du sagen, dass es eine besondere Fähigkeit von dir ist, schnell Kontakte zu knüpfen und zu pflegen?
Auf jeden Fall. Und offenbar strahle ich aus, dass ich bestimmte Aufgaben auch übernehmen kann, obwohl ich - wie so viele Frauen - in meiner Persönlichkeit eher dazu neige, an mir zu zweifeln.
Mein Vater war Geschäftsmann und von ihm habe ich offenbar gelernt, mich gut zu präsentieren und meine Fähigkeiten beruflich einzubringen.
Nach außen hin kannst du überzeugend auftreten, aber im Inneren sind auch bei dir Zweifel?
Ja, absolut. Ich weiß auch, das wird bis zu meinem Lebensende so bleiben. Aber inzwischen habe ich gelernt, besser damit umzugehen, wenn diese innere Stimme kommt, die mir immer wieder sagt, dass ich zum Beispiel irgendwo jetzt nicht anrufen kann und diesen Menschen nicht dieses Angebot machen kann. Aber dann fange ich an, mit dieser Stimme richtig zu diskutieren und sage ihr: „Mal schauen, wer von uns jetzt gewinnt“. Ich mache regelmäßig Coachings und weiß mittlerweile, dass jeder von uns diese Stimme in sich hat und dass es wichtig ist, damit in Kontakt zu treten und der Stimme auch ein bisschen Kontra zu geben.
Hat sich in deiner beruflichen Entwicklung alles immer so ergeben oder gab es irgendwann die große Entscheidung, jetzt durchzustarten?
Es war immer wieder so, dass sich Türen geöffnet haben. Und wenn sich Türen öffnen, gehe ich aber auch durch. Nach zwei Jahren in Hamburg mit freien Aufträgen habe ich gemerkt, wie anstrengend es ist, immer wieder einzelne Aufträge zu akquirieren, und wie schwierig es ist, damit wirklich dauerhaft Geld zu verdienen. Denn Geld verdienen ist mir schon wichtig. Wenn ich schon etwas arbeite, möchte ich dabei auch vernünftige Einnahmen haben und mir etwas leisten können. Natürlich will ich dabei auch mit Themen arbeiten, die mich anziehen. Und im Fokus standen für mich immer die Autoren.
Dann kam ein Anruf von Petra Hermanns, die erst vor wenigen Monaten diese Agentur mit einer Handvoll Autoren gegründet hatte, und sie suchte jemand, die den Filmbereich abdecken könnte. Selbst hat sie v.a. Belletristik, also den Bereich Literaturagentur gemacht. Den Filmbereich kannte sie gar nicht. Wir haben uns erstmal kennengelernt und recht schnell beschlossen, dass wir das gemeinsam machen. Die Entscheidung fiel mir nicht so schwer, denn ich hatte nicht wirklich viel zu verlieren und dachte, wir können das erstmal probieren. Ich hab mir dann ein Jahr gegeben, um zu schauen, ob wir Autoren finden, die mit zu uns in die Agentur wollen. Und dann haben wir einfach losgelegt.
Würdest du sagen, dass du dich stark von intuitiven Gefühlen leiten lässt bei solchen Entscheidungen?
Ja, mit Sicherheit. Ich habe ein Gespür für Menschen und Gelegenheiten. Auch damals in der Filmproduktion wusste ich gleich, dass die Menschen dort mir gefallen und dass ich mit ihnen viel lernen und dort auch weiterkommen kann. Denn ich will immer weiterkommen. Ich will nicht da stehen bleiben, wo ich einmal hingekommen bin. Andere fühlen sich in solchen Positionen wohl, aber ich brauche immer wieder neue Projekte und neue Herausforderungen.
Gab es besonders hilfreiche Erlebnisse?
Ich habe ein Konzept entwickelt, wie Verlage ihre Filmrechte besser vermarkten können. Viele Romane lassen sich ja verfilmen und manche Verlage haben auch die Filmrechte. Und mit diesem Konzept sind wir an große Verlage herangegangen. Hilfreich war dabei meine Erfahrung aus der Filmproduktion, denn so wusste ich ja ganz konkret, wovon ich sprach. Ein sehr großer Verlag hat schnell zugesagt und mit diesem Namen haben sich gleich ganz viele andere Türen auch geöffnet.
Parallel habe ich noch eine namhafte Drehbuchautorin überzeugen können, zu uns zu kommen und wenn man jemanden mit einem größeren Namen mit im Boot hat, wird vieles leichter.
Man braucht Kontakte, die einen unterstützen. Und man darf sich auch nicht zu schade sein, gelegentlich um Hilfe zu bitten. Denn man findet immer Menschen, die bereit sind zu helfen.
Du sagst, es war dir immer wichtig, auch Geld zu verdienen, aber am Anfang verdient man ja erst mal nicht so viel. Wie lange dauerte die etwas härtere Aufbauphase?
Man braucht schon drei Jahre. Es gibt aber sicher gelegentlich Beispiele, wo es schneller geht.
Ich habe immer viel investiert, habe geschaut, dass wir gleich eine gute Büroadresse hatten und auch auf Kleinigkeiten wie gutes Briefpapier geachtet. Man muss schon Geld reinstecken. Das Büro hat bei unserem Start in 1999 300 Euro Miete gekostet - das war für mich ganz viel Geld, auch wenn es einem heute ganz wenig vorkommt. Aber am Anfang kommt es einem immer so vor, als wäre es wahnsinnig viel Geld. Aber man kann nicht immer nur sparen, das ist auch falsch.
Ich habe dann privat schon eher von wenig Geld gelebt und mir vieles nicht geleistet.
Was hat dir geholfen durchzuhalten?
Die Tatsache, dass wir ein Team waren und dass meine Kollegin Dinge konnte, die ich nicht konnte. Ich verstehe zum Beispiel weniger von Verträgen. Wir hatten dann irgendwann auch einen Anwalt, der sich mit Filmrechten beschäftigt hat und mit dem wir einen Beratervertrag gemacht haben. Man braucht schon Leute, die sich um das kümmern, was man selber nicht gut kann, so dass man sich voll auf die Dinge konzentrieren kann, in denen man richtig gut ist. Das war bei mir eher die Akquise.
Mit meiner Kollegin Petra Hermanns habe ich 16 Jahre zusammengearbeitet, aber vor zwei Jahren sind wir dann auseinandergegangen. Wir waren sehr gewachsen und mussten einiges ändern. Meine Kollegin hat sich voll auf die Belletristik konzentriert. Und ich habe eine Justiziarin mit hinzugenommen für den Vertragsbereich.
Natürlich sind solche Schritte auch erst mal mit Ängsten verbunden. Durch diese neue Angestellte hatte ich auch hohe Kosten, die ich erstmal wieder reinkriegen musste. Es war wieder ein Neuanfang mit dem noch fremden Gefühl, jetzt ganz allein verantwortlich für das Unternehmen zu sein.
Mir gehört die Firma allein, ich kann alles gestalten, muss aber auch alles selber tragen. Also musste ich erstmal lernen, allein eine Firma zu leiten. Und ich kannte mich in vielen Bereichen nicht aus und musste mich jetzt mit Steuerberater, Finanzamt und Mitarbeiterführung auseinandersetzen. Das war schon eine Herausforderung. Denn am liebsten hätte ich mich nur auf die Stoffe und Autoren konzentriert und nicht auf dieses ganze Drumherum.
Ich habe mir allerdings schon Hilfe geholt und habe mir einige Male im Jahr Termine mit einem Unternehmensberater gegönnt. Und es war schon beruhigend, dass ein Fachmann mit draufschaut, wie die Zahlen aussehen usw. Er hat mir zum Beispiel recht schnell dazu geraten, noch jemanden anzustellen. Ich brauche auch Leute um mich herum, die an mich glauben und die mir sagen, dass es laufen wird. Ich bin nicht so eine komplette Einzelgängerin. Diesen Berater habe ich stundenweise bezahlt, und dann ist es auch machbar. Das ist sogar letztendlich relativ wenig Geld für das, was ich wirklich bekommen habe. Sparen an der falschen Stelle kann ein Unternehmen ganz in den Abgrund stürzen. Man muss schauen, wo Ausgaben notwendig und wo sie eher übertrieben sind.
Bei Problemen muss man immer schauen, welche Lösung schon vorhanden ist. Denn die Lösung ist vor dem Problem da, sagt meine Coach-Frau immer.
Was würdest du Menschen raten, die jetzt mit ihren Projekten starten wollen?
Immer dem eigenen Herzen zu folgen. Und dann schauen, wo es Unterstützer für das geplante Projekt geben könnte. Mit anderen über die Idee sprechen, sich die Pros und Kontras anhören und dann aber selbst entscheiden! Sich nicht entmutigen lassen, nur weil jemand (womöglich noch der beste Freund oder jemand aus der Familie, der einem nahe steht) die Idee zu riskant oder wenig erfolgversprechend findet. Man sollte schon ehrlich zu sich sein, die Einwände anhören, aber dann auch die Pros aufzählen und alles in eine Waagschale werfen. Eine unabhängige externe Meinung ist genauso wichtig wie die Meinung von den Menschen, die uns nahe stehen.
Sich vernetzen ist auch sehr wichtig. Das haben wir auch am Anfang ganz stark gemacht. Wir waren in Gründerkreisen unterwegs und haben auch Seniorberater in Anspruch genommen.
Man darf nicht in Panik geraten und denken, dass man in einem halben Jahr pleite ist. Man muss sich die eigenen Kosten gut angucken, wie viel man privat braucht und wie viel für die Firma notwendig ist, da muss man sehr realistisch sein. Wenn man dann das Gefühl hat, man hält zum Beispiel nur ein Jahr durch, und es einen langsam schlaflose Nächte kostet, dann würde ich eher empfehlen, nebenbei noch einen Job anzunehmen. So dass man wenigstens die privaten Kosten damit decken kann. Aber es darf natürlich nicht so viel Arbeit sein, dass man keine Kräfte mehr hat für das neue Unternehmen.
Manchmal muss man über den eigenen Schatten springen und mit Leuten reden und vielleicht auch mal um Rat fragen. Fragen, ob diese Leute glauben, dass man so etwas schaffen könnte. Es müssen natürlich Menschen sein, denen man vertraut und die auch etwas von der Materie verstehen. Manchmal ist man ängstlicher als das, was die Menschen von außen in einem sehen. Man muss ins Vertrauen gehen.
Und die Menschen, die du mit dem Buch ansprechen wirst, die vielleicht im heilenden oder spirituellen Bereich unterwegs sind, sind ja auch sehr spürsinnig und gut verbunden. Und dann stehen die Chancen gut, dass sie mit ihren Talenten auch Erfolg haben werden.
Aber natürlich muss man den Markt vorher ein bisschen sondieren. Machen zwanzig andere genau das Gleiche und wenn ja, was mache ich anders als die Konkurrenten? Man braucht eine große Portion Realismus, aber man braucht auch ganz viel Vertrauen, dass man das auch wirklich schafft und dass man die Richtige ist dafür.
Würdest du dir im Rückblick wünschen, etwas anders gemacht zu haben? Oder waren die Schritte alle notwendig?
Ich glaube schon, dass die Schritte notwendig waren. Und man muss alle zwei Jahre ein Stück weitergehen. Man fängt irgendwo an und dann merkt man erst, man könnte noch das und das machen oder bessere Leute finden, vielleicht in meinem Fall nicht nur bei Nachwuchsautoren schauen, sondern auch bei den schon etablierten, die man vielleicht direkt ansprechen muss.
Man muss sich auch trauen, mal in Konkurrenz zu gehen, denn so ist das Leben. Früher war ich da vorsichtiger und hatte Angst, jemandem ins Gehege zu kommen. Oder hatte Bedenken, dass bekannte Autoren doch nicht zu uns kommen. Man traut sich oft nicht, den nächsten Schritt zu gehen. Aber man sollte gelegentlich auch mal nach den Sahneschnitten gucken und sich nicht immer mit Marmorkuchen zufrieden geben oder sich vielleicht gar sagen, Marmorkuchen ist doch auch lecker genug. Aber die Sahneschnitten sind auch für einen bestimmt. Also immer ein bisschen größer denken.
Und sich nicht davon täuschen lassen, dass es jetzt gerade richtig gemütlich geworden ist, sondern immer auch schauen, wo der nächste Schritt sein könnte. Daran könnte man nämlich sonst kaputtgehen, dass es zu klein und gemütlich bleibt. Man muss den Rhythmus, den das Unternehmen vorgibt, auch mitgehen.
Und für dich steht so etwas ungefähr alle zwei Jahre an?
Ja, das ist ein Rhythmus, der für mich stimmt. Dann sollte man sich überlegen, wo man sich die Arbeit erleichtern kann, wo es vielleicht noch eine weitere Nische gibt oder ob man etwas hinzunehmen könnte. So ist irgendwann der Bereich „Scripts for soul“ hinzugekommen. Den Namen hatten wir ganz schnell und dachten einfach, das wird laufen. Heute ist er ein Begriff geworden.
Ich mache solche Reflexionen gern in Coachings. Am Anfang des Jahres träume ich mich immer hinein in die Vorstellung, wohin es gehen könnte. Wichtig ist, erst nur zu träumen und viel später erst zu überprüfen, ob es realistisch ist. Der Verstand darf nicht gleich sagen, dass es nicht geht. Und später wird davon meiner Erfahrung nach durchaus 80 % Realität, denn wenn ich es schon träumen kann, dann ist es ja schon da.
Dieses Gespräch fand statt bei der Recherche für mein aktuelles Buch "Projekt Sehnsucht", schon das zweite Buch, das Elke Brand als meine Agentin erfolgreich an einen Verlag vermittelt hat. Weitere Herzensprojekte findest du in diesem Buch und noch ausführlicher werden sie in meinem Blog vorgestellt
Kategorien: Herzensprojekte | Schlagworte: persönliche Entwicklung, Spiritualität